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- 13.03.202520:00UhrLuziMünchenRote Sonne
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LUZI
Mein Name ist Luzi. Eigentlich Luzifer. Das ist natürlich nicht mein richtiger Name, aber mein richtiger Name tut hier auch überhaupt nichts zur Sache. Die Leute kennen mich sowieso nur unter dem Namen Luzifer, weil als Luzifer habe ich Partys veranstaltet. Richtige Partys. Geile Partys. Dreckige Partys. Richtig große, geile, dreckige Partys und ich war in der Veranstalterszene eine richtige Macht. Ich mag den Namen Luzifer. Der Engel des Lichts. Der gefallen Engel. Der Engel, der zum Teufel wurde und der Welt die Stirn geboten hat. Das habe ich gemacht. Ich habe allen die Stirn geboten. Manche können mich deswegen auch nicht leiden, aber ich habe sie alle getoppt. Ich habe sie abgehängt. So bin ich halt. Ich bin Luzifer, aber wenn ihr wollt, könnt ihr mich auch Luzi nennen.
Mit 16 hatte ich schon jede Menge Follower auf Snapchat, die ich überall hin mitgenommen habe. Die waren immer dabei, egal was ich gemacht habe. Das war eine richtige Armee und wenn ich die gerufen habe, dann sind die auch gekommen. Auf den Privatpartys, zu denen ich eingeladen war (oder auch nicht), war ich immer der Wildeste. Ich war der Verrückte. Ich war der, bei dem man sich nicht sicher war, ob man ihn jetzt rausschmeißen soll, weil er das Haus abfackeln könnte oder ob man ihn doch lieber drin lässt, weil er die Stimmung zum Kochen bringt. Ich habe Partys geliebt und war richtig süchtig danach. Ich war auf Hauspartys, auf Küchenpartys, auf Kellerpartys und irgendwann dann auch in den Clubs. Partys waren mein Leben und irgendwann hat sich dann auch rumgesprochen, dass meine Crew und ich die Garantie für eine geile Party sind. Irgendwann mussten wir uns auf die Partys auch nicht mehr reinschleichen, sondern wurden richtig eingeladen. Veranstalter haben uns angesprochen, ob wir nicht mal vorbei kommen wollten und wir bekamen freien Eintritt, Freidrinks und irgendwann dann auch richtige Gagen. Ich habe meine erste Party veranstaltet, die brutal erfolgreich war und ab da ging es dann richtig los. Ich wurde selbst zum Veranstalter und von Mal zu Mal kamen mehr Menschen. Ein guter Party-Veranstalter muss da sein für seine Gäste. Hier mal quatschen, da ein Drink. Hier ein Selfie für Snapchat, da ein Insta-Shoutout. Die Leute kamen wegen mir und ich war da für sie. Sie haben mich geliebt und ich sie und so wurde das Partyding immer größer und größer und irgendwann war ich in der ganzen Republik bekannt.
Meine Crew und ich, wir haben alles abgerissen. Wir haben Maßstäbe gesetzt und Trends etabliert. Habt ihr schon mal Videos gesehen, in denen Jugendliche auf diesen rot-weiß gestreiften Baustellen-Absperrschranken aus Plastik die U-Bahn Treppen hinunter gerutscht sind? Das haben wir erfunden, oder das Trinken aus der hohlen Hand. Du bedeckst Dein Glas mit Deiner Hand und kippst es um. Dann öffnest du eine kleine Lücke, die Flüssigkeit schießt nach unten und du musst versuchen, mit einem Zug das ganze Glas leer zu trinken – Shotgun, auch das haben wir etabliert. Glaubst du nicht? Guck auf Snapchat!
Corona hat mir ehrlich gesagt einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber ich wäre nicht Luzi, wenn ich nicht auch damit zurecht kommen würde. Schließlich habe ich schon früh gelernt, flexibel zu sein. Als ich 14 war, haben meine Eltern beschlossen aufs Land zu ziehen. Ich bin in Berlin Steglitz aufgewachsen und plötzlich war ich in Brandenburg auf einem Acker. Auch das habe ich überlebt, indem ich mich jedes Wochenende nach Berlin geschlichen habe und vor Montag Morgen nicht zurück war. Aber ich hab‘s überstanden und das beste draus gemacht, so wie jetzt.
Corona kommt. Die Partys sind tot. Dann mach ich halt Musik. Ich kann Gitarre spielen und singen und ich weiß, wie Songs funktionieren. Ich habe Tausend kleine Geschichten aus dem Nachtleben und ich weiß, was die Leute hören wollen. Mir braucht keiner was erzählen, was funktioniert und was nicht. Ich weiß das ganz genau aber das Geile an meinen Geschichten ist – sie sind alle wahr.
Ich habe Dinge gesehen in diesem Nightlife, die könnt Ihr Euch nicht vorstellen und ich habe Dramen erlebt, die nur das Nachtleben schreibt. Ich habe Storys, die wollt ihr gar nicht wissen und andere, die ihr mir nicht glauben werdet oder wie Homer einst gesagt hat, als er die Mysterien von Eleusis besucht hatte: „Ich habe das Schrecklichste und das Herrlichste gesehen, den Himmel und die Hölle“... oder so ähnlich. Mit einem Wort. Die Musik an der ich gerade arbeite wird knaller und Ihr könnt Euch alle fühlen, als wärt Ihr wieder 16, als wärt Ihr auf Eurer ersten Gartenparty und würdet Euch behindert trinken.
So ist meine Musik. So bin ich. So ist das Leben.
Macht Euch auf jeden Fall schon mal bereit. Bis dann.
Quelle: Veranstalter – Irrtümer und Änderungen vorbehalten
Rote Sonne
Maximiliansplatz 5
80333 München